Erstauswanderer
St. Kathrein, Punitz, Schallendorf, Tobaj, Neusiedl/Güssing, Dobersdorf

18. Fortsetzung  

Nach und nach zeichnet sich die Tendenz in der Auswanderung ab: die Auswanderung nach Chicago begann im Bereich Grodnau-Bernstein in den 80er Jahren und breitete sich in der Folgezeit über den ganzen Bezirk Oberwart aus. Der Bezirk Güssing wurde in den 90er Jahren von der Auswanderungswelle, die von St. Gotthardt ausgeht, erfaßt. Die Leute aus diesem Gebiet zogen zuerst nach Lehigh Valley (Allentown, Northampton, Coplay u.a.), später nach New York.

Jahr  Ort  Name  (Geburtsjahr) Ziel ~
1896 St. Kathrein *)     +
  Punitz Josef Mayer   Pennsylvanien
Schallendorf Christian Bauer   Philadelphia
  Tobaj Johann Fraismuth   fiel vom Schiff  
  Neusiedl/Güssing Johann Kirchmeier   Allentown  
  Dobersdorf Josef Leitgeb   Allentown  

Es war wahrscheinlich im Jahre 1896, als die ersten aus der Gemeinde St. Kathrein ausgewandert sind. Im Jahre 1900 waren bereits 13 Personen in Amerika. In den folgenden zwei Jahren waren schon so viele dort, daß sie 1902 in ihrem Heimatdorf ein Amerikanerkreuz errichten ließen. Eine Zählung im Jahre 1900 zeigt die soziale Situation in dieser Gemeinde: von den 324 Einwohnern (davon 289 Kroaten) konnten nur 178 (= 54%) lesen und schreiben. In den anderen Dörfern unseres Landes war es wahrscheinlich nicht viel anders.
( *) siehe auch Fortsetzung 24. in Ausgabe 393)

Mitten im ausgedehnten Punitzer Wald liegt eine kleine Ortschaft, die zu den bedeutendsten Auswandererdörfern des Burgenlandes zählt. In der Reihe der 59 Siedlungen des Bezirkes Güssing, liegt Punitz (nach Tudersdorf, Strem und Glasing) an der 4. Stelle, das heißt, daß mit Sicherheit weit mehr Ortskinder und deren Nachkommen in Amerika leben als im Burgenland. Zu Beginn des Jahres 1896 verließ Josef Mayer, Hausname Kopfer (Nr. 91), seine Heimat. Zu jenen, die ihm bald folgten, gehörten Ignaz Messenlehner, Hausname Heissen (Nr. 86), der im Frühjahr 1901 ausgewandert ist und sein Bruder Stefan (Nr. 26), der ihm noch im selben Jahre folgte. Die ausgewanderten Punitzer haben auch außergewöhnlich viel für ihr Heimatdorf geleistet. Große Geldsammlungen in Amerika ermöglichten die Generalsanierung der Kirche, den Ankauf von Glocken, die Errichtung des Kriegerdenkmals und des Friedhofskreuzes usw. Die meisten von ihnen leben in New Jersey (Passaic) und New York.

Aus dem kleinen Ort Schallendorf, heute ein Ortsteil von St. Michael mit 96 Einwohnern, sind 39 Personen ausgewandert. Der erste war Christian Bauer, der nach Philadelphia gezogen ist.
Bei Tobaj ist der erste Auswanderer nicht zugleich auch der erste Einwanderer. Johann Freismuth (Nr. 17) hat als erster 1896 sein Heimatdorf verlassen, kam aber in Amerika nicht an, weil er auf der Überfahrt vom Schiff gefallen und ertrunken ist. Ein Jahr später fuhr Franz Leitgeb (Nr. 39), geb. 28.3.1864, nach New York und kam dort glücklich an. 30 Jahre arbeitete er in einer Sesselfabrik, seine Frau (aus Kroatisch Tschantschendorf) ist ihm 1903 nachgefahren, kam aber wieder zurück und ist in Tobaj 1948 gestorben. Ihre 5 Kinder blieben in Amerika. Vor 30 Jahren lebten rund 280 Tobajer in Amerika, fast alle in New York. Allein in den beiden Jahren 1955-56 sind 21 ausgewandert.

Die erste Auswanderin aus Neusiedl war Julia Buichl. Samuel Wallitsch, geb. 19.2.1878, und seine Frau Franziska fuhren am 22.4.1903 nach Allentown. Dorthin zog auch Johann Wallitsch, geb. 13.1.1881, der am 1.1.1905 das Schiff bestiegen hat.

Der erste Auswanderer aus Dobersdorf war Josef Leitgeb, der wie fast alle Auswanderer jener Jahre als Zementarbeiter in Lehigh Valley tätig war.
 

Fortsetzung folgt

 
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Burgenlaendische Gemeinschaft 1/2 2004 Nr.387 Zeitungsarchiv, Serien