Amerika im Burgenland
Die Auswanderung nach Amerika hat unser Burgenland wirtschaftlich, soziologisch und kulturell geprägt. Sichtbarer Ausdruck der Verbundenheit der Ausgewanderten mit ihrer alten Heimat, vor allem mit dem Heimatdorf, sind u.a. Kriegerdenkmäler, Kirchenfenster. Auffallend sind auch die im Südburgenland zahlreichen „Amerikanerkreuze“, die vor den Kirchen oder auf den Feldern stehen. Die frühen Einwanderer haben, bald nachdem sie in Amerika Arbeit gefunden hatten, Geld gesammelt, um diese Kreuze aufstellen zu lassen. Sie sollten die Auswanderer vor dem Vergessenwerden bewahren.
In drei Orten des Burgenlandes gibt es Straßen, die auf die Amerikawanderung hinweisen, in Kittsee sogar einen ganzen Ortsteil.
Chikago: Im burgenländischen Telefonbuch findet sich zwischen Burgauberg und Deutsch Bieling unerwartet die Ortsbezeichnung Chikago und daneben „siehe Kittsee“. Der Fassbinder Josef Zambach kehrte 1912 von Chicago in seine Heimat zurück und fand am Rande von Kittsee eine Reihe von neuen und für die damalige Zeit moderne Häuser vor. Sie wurden während seiner Abwesenheit errichtet. Darauf sagte er: „Es bauts jo do so schnöll, wia dribm in Chicago in Amerika“. Dieser Satz ist hängengeblieben und heute trägt dieser Ortsteil mit etwa 70 Häusern und 300 Einwohner offiziell die Bezeichnung „Chikago“.
Raiding: Im mittelburgenländischen Ort Raiding gibt es eine Gasse, wo von jedem Haus mindestens eine Person nach Amerika ausgewandert ist. Daher hat man schon vor vielen Jahrzehnten diese Gasse im Volksmund „Amerikanergasse“ genannt. Als man 1932 im Zuge der Neuanlegung des Grundbuches die Gassen erstmals benannt hatte, erhielt die „Amerikanergasse“ nun auch offiziell diesen Namen.
Kroatisch Minihof: Aus dem kroatischen Siedlungsgebiet des mittleren Burgenlandes sind außerordentlich viele nach South Bend, einer Stadt in der Nähe von Chicago, ausgewandert. Die meisten von ihnen arbeiteten in der Fabrik „Studebaker“, die ursprünglich Pferdekutschen und später Autos erzeugt hat. Im mittelburgenländischen Dorf Kroatisch Minihof bei Nikitsch ist fast aus jedem Haus eine Person nach South Bend gezogen. „Sie leben in South Bend“ heißt auf kroatisch „Oni zivu u Sot Bendu“.
So trägt auch die Gasse, die zur Kirche führt, den Namen „Sot Bend“.

 
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Burgenlaendische Gemeinschaft 1-3 2008 Nr.405 Zeitungsarchiv, Serien