Dr. Ladislaus Batthyány-Strattmann ist der erste Burgenländer, der selig
gesprochen wurde. Er entstammt dem alten Adelsgeschlecht der Batthyánys.
Er war Fürst, Arzt und Familienvater. Seine Erhebung zur Ehre der Altäre
durch Papst Johannes Paul II am Sonntag, den 23. März 2003 war für die
nahezu 700 Burgenländer, die nach Rom gekommen waren, ein ganz besonderes,
ein einmaliges Ereignis. Diözesanbischof Paul Iby, Landeshauptmann Hans
Niessl und sein Stellvertreter Franz Steindl sowie weitere Mitglieder der
Burgenländischen Landesregierung waren auch nach Rom gekommen.
Zur
Vorbereitung und Einstimmung auf die Seligsprechung feierten Burgenländer
und Ungarn, von denen sogar an die 6000 zu diesem Anlass nach Rom gekommen
waren, am Vorabend einen Gottesdienst in der Basilika Santa Maria
Maggiore. Da war spürbar, dass der „Arzt der Armen“ Dr. Ladislaus
Batthyány-Strattmann ein Seliger für beide Nationen, für die Katholiken
Ungarns und Österreichs ist. Ungarisch und deutsch wurde gepredigt,
gebetet und gesungen. Ein Chor aus Güssing und ein Chor aus Szombathely
gestalteten den Gottesdienst musikalisch.
Die verbindende Kraft unseres Glaubens war spürbar.
Ich bin davon überzeugt, dass es mehr als ein Zufall ist, dass Dr.
Batthyány gerade jetzt, wo wir doch schon so lange auf seine
Seligsprechung gewartet haben, diese Ehre zuteil wurde. Ungarn ist auf dem
Weg in die Europäische Union. Der neue Selige ist wie ein Brückenbauer,
der Menschen verschiedener Länder zusammenführt, besonders Österreicher
und Ungarn, aber auch Slowaken und Kroaten, denen er auch als Arzt und
Gutsherr verbunden war und deren Sprache er auch gesprochen hat. Bei
herrlichem Frühlingswetter verkündete Papst Johannes Paul II am
Sonntagmorgen die Dekrete über die Seligsprechung von fünf
Persönlichkeiten, darunter das für den Arzt und Familienvater Dr.
Ladislaus Batthyány-Strattmann als einzigem Laien, neben den Dekreten für
einen Priester und drei Ordensfrauen.
Der Papst begann mit den Worten: „Das Schwache an Gott ist stärker als die
Menschen“. Diese Worte des hl. Apostels Paulus spiegeln die Frömmigkeit
und den Lebensstil des seligen Ladislaus Batthyány-Strattmann wider, der
Familienvater und Arzt war. Das reiche Erbe seiner adeligen Vorfahren
verwendete er, um die Armen unentgeltlich zu behandeln und zwei
Krankenhäuser (Kittsee und Körmend) zu errichten. Sein größtes Interesse
galt nicht materiellen Gütern; ebenso wenig waren der Erfolg und die
Karriere Ziele seines Lebens. Dies lehrte und lebte er in seiner Familie
und wurde so der beste Glaubenskünder für seine Kinder. Indem er seine
geistliche Kraft aus der Eucharistie schöpfte, zeigte er jenen, welche die
göttliche Vorsehung ihm zuführte, die Quelle seines Lebens und seiner
Sendung. Nach diesen Worten, die der Heilige Vater auf deutsch gesprochen
hatte, gab es begeisterten Applaus der Österreicher und Ungarn.
Der Gottesdienst am Petersplatz schenkte den Teilnehmern auch eine
Begegnung mit der weltweiten Kirche. Vierzigtausend Gläubige aus
verschiedenen Ländern und Kontinenten feierten miteinander. Kein Platz der
Welt war dazu schöner und passender als der Petersplatz in Rom mit der
herrlichen Fassade des Domes und der weitläufigen Anlage.
Eine Papstaudienz für alle Teilnehmer an der Seligsprechung und ein erster
Gottesdienst der burgenländischen Wallfahrer zu Ehren des neuen Seligen
mit dem Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und dem
burgenländischen Bischof Paul Iby in der Kirche San Ignazio waren weitere
und abschließende Höhepunkte der Pilgerreise nach Rom, die für alle
Teilnehmer zu einem ganz tiefen Erlebnis geworden war.
In Güssing gab es am 30. März noch ein besonderes Fest mit tausend
Gläubigen und den Bischöfen von Eisenstadt und von Szombathely: Die
Übertragung des Schreines mit den Gebeinen des Seligen in die neue, von
burgenländischen Künstlern gestaltete Grabstätte in der Klosterkirche. In
ihrer Farbenpracht verkündet sie ein Stück vom Zustand, in dem wir den
Seligen glauben, den Himmel. Sie lädt ein zum Besuch und zur Begegnung mit
dem Seligen.
Wir Franziskaner von Güssing laden die Burgenländer in aller Welt ein,
anläßlich ihres Heimatbesuches unsere Kirche und das Grab des Seligen
Ladislaus zu besuchen.
Pater Anton Bruck, Provinzial und Stadtpfarrer von Güssing
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