Auswandererdörfer
Oslip, Pamhagen


Oslip
(1174)

Einen Sonderfall stellt die kroatische Gemeinde Oslip nahe Eisenstadt dar. Die Amerikawanderung beginnt sehr früh, im Jahre 1856, mit dem Ehepaar Paul und Anna Schumits. Dann geriet sie in Vergessenheit. Der älteste Auswanderer, der von der Gegenwart aus gefunden werden konnte, ist der 1906 ausgewanderte Anton Schuster. Eine weitere Besonderheit liegt im Auswanderungsverhalten dieses Ortes. Von den 175 Amerikawanderern sind 70% allein in den beiden Jahren 1907 (65 Personen) und 1923 weggezogen.

Insgesamt zogen 144 in die USA, 16 nach Argentinien, 2 nach Kolumbien, 7 nach Canada und 6 sind unbekannten Zieles. Unter den Auswanderern nach Argentinien (1922) befand sich auch Ivan Jagsich (1886 -1956), Er studierte Vermessungstechnik und wurde bereits im Alter von 32 Jahren Universitätsprofessor in Cordoba. Heute trägt ein kartographisches Institut und eine Meeresströmung seinen Namen. 

Der zweite Burgenländer in Südamerika, der wissenschaftlich tätig ist, stammt ebenfalls aus Oslip: Ludwig Sitter. Er wurde 1919in Oslipgeboren und kam über Umwegen 1941 nach Peru, wo er später Universitätsprofessor für Psychologie und Psychopädagogik wurde.
Er leistet über seine wissenschaftliche Tätigkeit hinaus wertvolle Sozialarbeit in den Elendsvierteln.
Professor Sitter und alle seiner Familie sind österreichische Staatsbürger geblieben und in engem Kontakt mit dem Burgenland.

Pamhagen (1991)

Im Jahre 1870 begann die Auswanderung aus Pamhagen und den übrigen Dörfern des Seewinkels. Sie erreichte bald ungeahnte Ausmaße. Hunderte Auswanderer pro Dorf verließen in den folgenden Jahren ihre Heimat. Es war dies die erste und größte Auswanderungswelle, die von Ungarn kommend unser heutiges Burgenland erreicht hat. Die meisten der Auswanderer zogen in den mittleren Westen in die Nähe von St. Paul. Der erste Einwanderer nach South Send war Franz Weninger. Er hatte von Horitschon nach Pamhagen geheiratet und war von dort 1889 mit seiner Frau und seinem Sohn nach South Send ausgewandert.

Dieser Sohn gleichen Namens war also 1888 in Pamhagen geboren, kam im Alter von einem Jahr nach Amerika, wo er Priester studierte. Im Jahre 1916 wurde er geweiht. Nach Studien an mehreren Universitäten, darunter auch in Wien, kehrte er nach Amerika zurück, wo er Dekan der Universität von South Send wurde. Am Kirtag 1929 predigte er noch in Pamhagen. Dann kehrte er für immer zurück nach Amerika, wo er 1940 starb.

Der Cousin von Franz Weninger war der 1895 geborene Johann Weninger. Dieser zog nach Vollendung seiner Studien 1923 nach Amerika, wo er eine Zeitlang zusammen mit seinem Cousin an der Notre dome University wirkte. Als Professor der Germanistik ist er 1960 gestorben. Ein nicht weniger berühmter Auswanderer aus Pamhagen ist der Schlosser und spätere Heimatdichter Johann Rießner (siehe Seite 14). Er wanderte 1882 aus und ließ sich in der Nähe von Minnesota nieder, von wo er später nach San Francisco übersiedelte. Sein Sohn gleichen Namens brachte es in Hollywood als Filmmanager zu Ansehen und Vermögen. Mit dem jüngeren Bruder des Auswanderers Johann Rießner, der im Alter von 24 Jahren starb, ist die Familie Rießner in Pamhagen erloschen.

(Die Einwohnerzahlen entsprechen dem Wissensstand beim Erscheinen der Serie.)

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Burgenlaendische Gemeinschaft 1/2 1991 Nr.309 Zeitungsarchiv, Serien