Auswandererdörfer
Oberschützen


Oberschützen
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Der frühest belegbare burgenländische Amerikawanderer ist der aus Unterschützen stammende Grabenhofer. Nach dem er am Bau des Lehrerseminars (dieses Haus wurde vor einigen Jahren abgerissen) 1845 mitgearbeitet hatte, ist er nach Ungarn gezogen und von dort nach Amerika ausgewandert. Nach ihm sind fast alle anderen Pioniere der burgenländischen Amerikawanderung von Innerungarn, ein Gebiet, das von der Auswanderungswelle schon erfaßt worden war, weggewandert. Nach ihm zog als zweiter der Pioniere Josef Mücke aus Oberschützen nach Amerika, wo er sich in Tennessee niederließ. Mücke war aus Schlesien gekommen, von wo manschen in den 30er Jahren nach Amerika wanderte. Von 1841-49 war er Hilfslehrer in Oberschützen. Im Zuge der ungarischen Revolution gegen die Habsburger 1848 - 49 mußte er das Land verlassen.

Bei dem nächsten handelt es sich um keinen geringeren, als um den berühmten Begründer der evangelischen Schulanstalten in Oberschützen, Gottlieb August Wimmer (1791 -1863), zu jener Zeit Pfarrer in Oberschützen. Nach Niederschlagung der Revolution flüchtete er nach London, wo er am 15.12,1849 das amerikanische Segelschiff "Victoria" bestieg, von dem er am 30.1.1850 in Amerika an Land ging. Wimmer und Mücke waren zwar keine Bodenständigen und nur ganz kurz in Oberschützen gewesen, man wird ihnen aber einen gebührenden Platz in der burgenländischen Auswanderungsgeschichte zuordnen müssen. Auch der im Oberschützener Pfarrhaus geborene Enkel von Wimmer, später österreichischungarischer Konsul, wanderte in den ersten 70er Jahren ebenfalls nach Amerika aus, wo er sich in Kalifornien niederließ. So kamen also die ersten drei burgenländischen Amerikawanderer, die nachzuweisen sind, alle aus Oberschützen.

Die ersten bodenständigen Auswanderer aus Oberschützen, die aus zwingender materieller Not nach Amerika gezogen sind, waren 66 Mitglieder der Großfamilie Polster, die alle namentlich bekannt und deren umfangreiche und außerordentliche informative Auswanderungsakte vom 26.12.1852 im ungarischen Staatsarchiv in Budapest erhalten geblieben sind. Auch die mündliche Überlieferung spricht noch lange von den "Polsterischen", die als erste weggezogen sind.

In den 20er und 30er Jahren sind wieder viele Oberschützener nach Chicago ausgewandert. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es nur mehr wenige.

Unter den Pionieren, die als erste in Chicago siedelten, waren die Leute, die Wenzel im Jahre 1900 auf der "Kaiser Wilhelm" nach Amerika gebracht hatte, waren auch Oberschützener dabei.

Sie erhielten später zahlreichen Zuzug von daheim, sodaß man sagen kann, der überwiegende Teil der Oberschützener Auswanderer zog nach Chicago.

Oberschützener waren auch dabei, als 1855 ein großer Treck von Auswanderern aus dem mittleren Burgenland nach Slawonien, in ein Gebiet zwischen Dräu und Save zogen und sich in den Dörfern Uljanik und Bokani niederließen. Ein früher Auswanderer aus Oberschützen, der Schmid Josef Thomas hatte in San Fancisco eine Nägelfabrik, in welcher er unter anderem auch 19 Chinesen beschäftigte. Das berichtete, die "Oberwarther Sonntagszeitung-8. März 1896.

(Die Einwohnerzahlen entsprechen dem Wissensstand beim Erscheinen der Serie.)

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Burgenlaendische Gemeinschaft 7/8 1990 Nr.306 Zeitungsarchiv, Serien