Erstauswanderer
Wallern, Pamhagen, St.Andrä, Halbturn, Tadten
5. Fortsetzung

In der zweiten Jahrhunderthälfte breitete sich die Auswanderungswelle durch Ungarn aus. Der erste Zweig davon, der das Burgenland erreichte, war der in den Seewinkel, der sich gerade in einer schweren Wirtschaftskrise befand. Daher setzt im Seewinkel die Auswanderung um 1870 schlagartig und im großen Umfang ein. Zu jener Zeit gab es zahlreiche Mißernten, der Neusiedler See trocknete aus und die Steuerlast war erdrückend. Dazu gab es eine Mäuseplage in den Jahren 1873-74. Um das Maß voll zu machen, gab es am 9.7.1875 einen verheerenden Hagel, der die Kulturen vernichtete. Die Folge war eine unvorstellbare Hungersnot: „Bei Ümitz (Illmitz) und Obadlau (Apetlon) faungt si da Hunga aon.“

 

Jahr  Ort  Name  (Geburtsjahr) Ziel ~
1870  Wallern  Halbauer Minnesota
1871 Pamhagen  
1874 St. Andrä Josef Schmidt  (1811) Mc. Gregor / Iowa
1875 Halbturn Johannes Völligrand (1825) Iowa
1875  Tadten Johann Opitz (1834)  St. Martin / Minn.

In dieser Zeit der großen Hungersnot wanderten 1870 Josef Halbauer, geb.1840, und Andreas Halbauer, geb.1864 , von Wallern nach Amerika aus. Josef ließ sich in St. Martin, Andreas in St. Paul nieder. Bis zur Jahrhundertwende sind mindestens 85 Bewohner aus Wallern in den mittleren Westen gezogen. Aus Wallern stammt auch der bisher bekannte früheste Auswanderer nach Canada, Heinrich Schneider, der sich 1902 in Regina niedergelassen hat. Nach ihm gibt es nur wenige, die noch vor dem Ersten Weltkrieg nach Canada ausgewandert sind. Die eigentliche Canada-Wanderung beginnt 1924, als die Einwanderung in die USA gesetzlich stark eingeschränkt wurde. Die Auswanderer zogen damals nach Westcanada, die späteren Auswanderer der 50er Jahre meistens nach Toronto.

Wer aus Pamhagen 1871 wahrscheinlich als erster ausgewandert ist, ist nicht überliefert. Der früheste, von dem man den Namen kennt, war Stefan Lentsch (1857), der 1880 nach Stearns County/Minn. kam. Aus Pamhagen zog im Jahre 1882 der 1856 geborene Johann Riessner nach Minneapolis. Er hat seine Sehnsucht nach der alten Heimat in vielen Gedichten niedergeschrieben (siehe Seite 10). Johann Riessner gilt als der bedeutendste Dichter unter den Amerikawanderern unseres Landes. Eine weitere Berühmtheit war der am 27.10.1888 in Pamhagen geborene Franz Wenninger. Er war ein Jahr alt, als ihn seine Eltern mit nach Amerika nahmen. Dort wurde er Universitätsprofessor in South Bend.

Mit 6 Familienmitgliedern ist der 1811 geborene Josef Schmidt im Jahre 1874 als erster aus 
St. Andrä ausgewandert. Er ließ sich in Mc. Gregor (Indiana) nieder. Ein Jahr später fuhr aus St. Andrä Josef Pollreisz mit seiner Familie nach Amerika. Mit dem Schiff „Pomerania“ verließen sie Europa von Hamburg aus. Auch sie siedelten in Mc. Gregor.

Johannes Völligrand, 1825 in Halbturn geboren, zog später nach Hegyeshalom und wanderte von dort 1875 mit seiner Frau Katharina, dem Sohn Janos, der Schwiegertochter Katharina und Enkel Eva-Maria nach Amerika (Iowa) aus. 10 Jahre später folgte ihm John Samson (geb. 1857), der sich in St. Paul/Minn. niedergelassen hat. Angeblich sollen insgesamt 333 Personen aus Halbturn ausgewandert sein. 

Bis zur Jahrhundertwende sind mindestens 43 Personen aus Tadten nach Amerika gezogen. Der erste war wahrscheinlich John Opitz (geb.1843), der 1875 ausgewandert ist und sich in St. Martin/Minn. niedergelassen hat.

Fortsetzung folgt

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Burgenlaendische Gemeinschaft 11/12 2001 Nr.374 Zeitungsarchiv, Serien