Einwandererstädte
South Bend

 

South Bend

Die Kroaten aus dem östlichen Teil des Oberpullendorfer Bezirkes siedelten früher fast geschlossen in South Bend. Die Stadt liegt 86 Meilen östlich von Chicago, dort wo der St. Joseph River seine natürliche Krümmung ("Bend") macht. Die Burgenländer siedelten vor allem im südlichen Teil ("Mali South Bend"). Die ersten waren um 1900 gekommen. Viele von ihnen brachten ihre Familien mit, was damals nicht üblich war. Sie fanden Arbeit bei "Studebaker factory", eine berühmte Autofabrik, die damals allerdings noch Kutschen erzeugte. Es ist kein Fall bekannt, dass ein Einwanderer auf einer Farm gearbeitet hätte. Fast durchwegs waren sie Fabriksarbeiter. Sie siedelten auch gerne mit den Ungarn zusammen. Der Grund dafür ist, daß alle kroatischen Auswanderer auch Grundkenntnisse des Ungarischen hatten, weil sie nahe der Grenze wohnten und weil sie in der Schule ihre Sprache lernen mußten. Deutsch konnten allerdings die allerwenigsten.

Typisch für die Siedler von South Bend ist auch der Zusammenhalt in Großfamilien ("zadruga"). Der erste Burgenländer, der nach South Bend kam, war kein Kroate, sondern ein Deutscher aus Horitschon. Sein Name war Anton Meierhöfer. Der erste burgenländische Kroate in South Bend und zugleich der erste Auswanderer aus Nikitsch war ein Mann namens Karazmann um 1900. Er zog dann allerdings weiter. Die ersten, die sich dauernd in South Bend niederließen waren Nikolaus Wukowitsch und sein Freund Paul Kuzmich, beide aus Kroatisch Minihof. Im selben Jahr, 1912, kamen aus Nikitsch noch Ludwig und Johann Tomcic. 1906 fand die erste Kroatenhochzeit in South Bend statt. Paul Kuzmich heiratete Christine Bajerich aus Nikitsch.

South Bend ist die einzige Burgenländer-Kolonie, wo die Einwanderung auf eine einzige Periode beschränkt blieb. Sie begann 1900 und endete bereits 1924, als die restriktiven US-Einwanderungsgesetze in Kraft traten. Die letzten Einwanderer waren Stefan Szauer aus Nikitsch, der 1955, und Konrad Hedl, der 1958 aus Kroatisch Gerersdorf gekommen war. Mehr als die Hälfte der Kroaten in South Bend stammt aus den beiden Dörfern Kroatisch Minihof und Nikitsch. Ihre Zahl betrug im Jahre 1927 insgesamt 150 Personen. Als 1963 die Autofabrik Studebaker, die einmal 130.000 Arbeiter beschäftigte, welche in zwei Schichten gearbeitetet hatten, ihre Pforten schloß, gingen die meisten der älteren Arbeitnehmer in Pension. Die Jungen zogen weiter weg.

Die Kroaten haben 1905 den Krankenunterstützungsverein "St. Anton" ("Sveti Antonia Druztvo") gegründet. Es zogen auch einige Deutsche aus dem heutigen Bezirk Oberpullendorf nach South Bend, vor allem aus Deutschkreutz. Wegen mangelnder Verständigungsmöglichkeiten haben sie eigene Vereine gegründet, so den 1890 gegründeten Verein "Deutscher Volksbildungsverein". Er hat auch dann seinen Namen beibehalten, als die Polen dort die Mehrheit übernahmen und aus dem Volksbildungsverein ein Gesellschaftsverein wurde. Der erste Auswanderer aus Neckenmarkt war Karl Reininger. Er ist 1907 auch nach South Bend gekommen.
In Kroatisch Minihof gibt es heute noch eine Gasse, die den Namen "Sot Bend" trägt.

(Fortsetzung folgt)

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Burgenlaendische Gemeinschaft 1/2 2000 Nr.363