Einwandererstädte
San Francisco, St. Gotthard, St. Louis, St. Paul

 

San Francisco

Die große Stadt im Kalifornien war in der Goldgräberzeit in der Mitte des letzten Jahrhunderts ein besonderer Anziehungspunkt für Abenteurer und frühe Einwanderer. 1852 lebte bereits eine Familie Bodanszky dort, die Verwandte in Deutschkreutz hatte. Ein früher Auswanderer aus Oberschützen, der Schmied Josef Thomas, hatte in den 90er Jahren eine Nägelfabrik in der Stadt gegründet, wo er auch chinesische Arbeiter beschäftigte. Schließlich ließ sich auch der bekannte Auswandererdichter Johann Riessner, der 1882 aus Pamhagen weggezogen war, in San Francisco nieder.

St. Gotthard

Stadt im heutigen Westungarn gegenüber dem burgenländischen Grenzort Heiligenkreuz. Früher ein bedeutender zentraler Ort für die Bevölkerung des Raab- und Lafnitztales, welche in großer Zahl in der Tabak -, Uhren-, Seiden - und Sensenfabrik Arbeit fanden. Seit Beginn des Jahrhunderts besuchten auch die ersten Schüler aus dem heutigen Südburgenland das Gymnasium in St Gotthard. Um 1880 hat die Auswanderungwelle aus Ungarn kommend St. Gotthard erreicht, von wo sie sich in das Lafnitztal fortsetzte.

St. Louis

Im Bundesstaat Missouri gelegen hat die Stadt vor allen die Auswanderer der ungarischen Gemeinden Unterwart, Oberwart, Szigeth angezogen. Weitere Einwanderer kamen aus Wörterberg, Stinatz, Olbendorf und Loipersdorf. Auch der erste Auswanderer aus Grafenschachen Josef Tripam kam 1883 dorthin. Die Burgenländer waren in den zahlreichen Vereinen gut repräsentiert: im letzten Jahrhundert im Deutschen Unterstützungsverein, später im Österreichischen Unterstützungsverein, Österreichischen Arbeiterverband und in der Arbeiterkrankenkassa.

St. Paul

Stadt in Minnesota mit bedeutender Einwanderung aus den Gemeinden des burgenländischen Seewinkels, vor allem aus Illmitz, Apetlon, Wallern. Auch die ersten Auswanderer aus Wallern, Josef und Anna Deutsch haben sich zu Beginn der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts dort niedergelassen. Sie hatten auch ihren 1877 geborenen Sohn mitgenommen, der als Abt Alkuin, in St. John (Minnesota) die liturgische Erneuerungsbewegung gegründet hatte. Auch der erste Auswanderer aus Markt Allhau, Josef Loschy, ließ sich 1884 dort nieder. Vor 20 Jahren hatte ein Burgenländer in St. Paul aus den dortigen Telefonbüchern die Teilnehmer herausgesucht, die "Tschida" hießen. Er ist auf 219 Personen gekommen. Nahezu alle von ihnen stammten aus dem Seewinkel. Die tatsächliche Zahl liegt aber höher, weil Tschida ähnlich klingt wie das englische "cheater", welches auf deutsch "Betrüger" heißt. Daher haben zahlreiche Tschida verständlicherweise einen anderen Namen angenommen. Dazu kommen noch jene Frauen, die mit dem Mädchennamen Tschida hießen und diesen dann durch Verheiratung verloren haben. Dies läßt ahnen, wie massiv die Einwanderung von Seewinklern nach St. Paul gewesen sein muß. In St. Paul gab es den Österreichisch-Ungarischen Kranken-Unterstützungsverein, der vor dem Ersten Weltkrieg gegründet wurde und zum großen Teil aus Burgenländern bestand. In den 20er Jahren hatte er 300 Mitglieder. 1970 wurde der Verein aufgelöst. Jeder der noch lebenden Mitglieder erhielt damals 72 Dollar.

(Fortsetzung folgt)

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Burgenlaendische Gemeinschaft 9/10 1999 Nr.361