Einwandererstädte
Allentown

Nach Auslaufen der Serie über burgenländische Auswandererdörfer folgt nun eine Serie über jene Städte im Ausland, wohin die Burgenländer gezogen sind oder die sonst in Beziehung zur burgenländischen Auswanderung stehen.

Allentown

Die Stadt in Pennsylvanien /USA zählt zu den bedeutendsten Einwandererstädten der Burgenländer in der Welt. Der Fluß Lehigh durchquert ein breites Tal, das nach ihm den Namen Lehigh Valley trägt. Die ersten Burgenländer ließen sich um 1890 in Allentown nieder. Sie kamen aus dem Lafnitztal: zwei aus Eltendorf und einer aus Königsdorf. 1891 kam als vierter Josef Reichl aus Zahling dorthin. Er wurde in seinem späteren Leben Croupier in einer Spielbank und hat bei ausgezeichneter Gesundheit noch seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Während zu Beginn der 90er Jahre die Einwanderer aus den evangelischen Gemeinden Eltendorf, Königsdorf, Kukmirn und Limbach bei weitem dominierten, hat sich um die Jahrhundertwende das Herkunftsgebiet auf die Gegend um Güssing verlagert: Neustift, Rehgraben, Gerersdorf, Inzenhof. Die meisten lebten im 1. Ward (Bezirk) der Stadt.
Die Zuwanderung war zwischen 1900-1914 am stärksten, nahm in den 20er Jahren aber schon deutlich ab.
Da das Sozialniveau der Einwanderer sehr bescheiden war, sind die Assimilationsverluste besonders hoch. Schätzungsweise können heute ca. 8.000 Personen in der Stadt ihre Herkunft auf burgenländische Einwanderer zurückführen.

Aus folgenden Gemeinden sind nachweislich die ersten Auswanderer nach Allentown gezogen: 

  • 1890 - Eltendorf, Poppendorf;

  • 1891 - Zahling; 

  • 1893 - Heiligenkreuz, Kukmirn; 

  • 1894 - Kleinmürbisch; 

  • 1896 - Dobersdorf, Neusiedl b. Güssing; 

  • 1898 - Krobotek; 

  • 1899 - Neumarkt a.d.R.; 

  • 1901 - Güssing, Urbersdorf; 

  • 1902 - Kotezicken. 

Überdurchschnittlich waren die Geldspenden, die diese erste Auswanderergeneration ihren Dörfern in der Heimat zuteil werden ließ. Sie beginnen bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg und endeten erst in den 60er Jahren.

Eine Persönlichkeit besonderer Art war Geza Bolez in Allentown. Er war öffentlicher Notar und besaß auch eine Schiffahrtsagentur. Da er sehr gut deutsch konnte, war er der Vertrauensmann für tausende Burgenländer in Allentown und Umgebung. Zahllose Verlassenschaften, Schenkungen und vor allem Bürgschaften für weitere Einwanderer gingen durch sein Büro. Selbstverständlich hatte er auch die meisten Schiffskarten verkauft. Die Zahl der burgenländischen Vereine in Allentown war außerordentlich groß. Die meisten waren Krankenunterstützungsvereine und Gesangsvereine: 

  • "Lehigh Sängerbund", 

  • "Turner Liederkranz , 

  • "Allgemeiner Arbeiterverein", 

  • "Harugarie Home Association", 

  • "Francis Society", 

  • "Austrian German Veteran Club", 

  • "Austrian Hungarian Veteran", 

  • "Die lustigen Burgenländer", 

  • "St. Aloisius Society". 

1922 wurde die Zeitung "Der Friedensbote" von den Burgenländern aufgekauft, die von da an ein eigenes Organ hatten. Die Sektion Allentown der BG wurde 1956 von Julius Gmoser, dem Onkel des späteren Präsidenten gegründet. Sie wird heute von Günther Decker betreut. 

Ein besonderer Höhepunkt der Geschichte der Burgenländer in Allentown war, als 1977 Franz Fischl, der aus Königsdorf abstammt, zum Bürgermeister dieser großen Stadt gewählt wurde.

BG-HomeSeitenanfang    

Burgenlaendische Gemeinschaft 1/2 1996 Nr.339