So war es damals...
5. Folge
Bauernhaus - Rauchküche, Brunnen


Die Rauchküche

Die Wohnung in der ersten Bauernhausphase bestand meistens aus einer Rauchküche und einer kleinen Stube. Die wichtigste Einrichtung in der Rauchküche war der offene Herd. Über diesem ging meist ein Kessel, der vom offenen Feuer erhitzt wurde. Der Rauch ging dann direkt nach oben und verließ durch einen hölzernen Rauchfang das Haus. Es ist verständlich, daß dies sehr feuergefährlich war.
Beim Schmalzauslassen war es besonders gefährlich. Der Speck wurde in flüssiges Fett verwandelt und schließlich zu Schmalz. Die darin entstandenen hohen Temperaturen machten es möglich, daß heiße Fetteile nach oben geschleudert wurden oder auch Funken, die dann das Dach entzündeten. Da das Nachbarhaus ebenfalls mit Stroh gedeckt war, fing es leicht Feuer und so ging es von einem Haus zum anderen. Bald konnte das ganze Dorf in Flammen stehen.
Da durch die große Hitze die Luft rasch abgehoben wurde, kam immer wieder neue frische Luft von der Seite dazu und entfachte das Feuer auch dort, wo es schon abgebrannt war.

Natürlich gab es keine Feuerversicherung, die "Obranntler" erhielten vom Bürgermeister ("Richter") eine Bestätigung, die es ihnen erlaubte, von Dorf zu Dorf zu gehen und um Geld zu betteln. So gingen diese armen Leute oft bis tief nach Ungarn hinein, um für den Wiederaufbau ihrer Häuser zu sammeln.
Die letzten Feuerkatastrophen, die ein ganzes Dorf vernichtet haben, gab es 1938 in Riedlingsdorf und in den 50er Jahren mehrmals in Apetlon.

Der Boden einer Rauchküche war aus bloßem Lehm, auch die "Gredn". Die Gredn war ein etwa 1-2 Meter breiter Weg, der an der Hausmauer unter Dach zum Stall nach hinten führte. So konnte man auch bei Regen trockenen Fußes in den Stall gehen. Vor den Feiertagen wurde dieser Lehmboden "gleint", d.h. man hat in einem Kübel ("Amper") Kuhmist mit Strohhäcksel und Amm angesetzt und damit den Boden verschmiert.

In der Rauchküche gab es dann noch einen Tisch. In die Tischlade kam man nur, wenn man die Tischplatte zurückschob. Das Eßbesteck bestand aus hölzernen, oft selbst gemachten Löffeln, sowie Gabeln und Messer. Natürlich hatte nicht jeder seinen Teller und wenn, dann war es einer aus Blech und bunt bemalt. Diese Teller wurden über der Türe auf einem Tellerbord aufgereiht.

Meist hat man ohnehin aus einer gemeinsamen Schüssel gegessen. Vor dem Essen hat man gebetet, dabei hat der Bauer seinen Hut, den er den ganzen Tag am Kopf trug, abgenommen. Im allgemeinen saß die ganze Großfamilie um den Tisch herum. Nur wenn wenig Platz war, saßen die Kinder auf dem Schemel beim Herd. Dort saßen auch die Großeltern, wenn sie schon alt und zittrig waren und beim Tisch das Essen verschüttet hätten.

Es war ein Privileg des Hausherrn, des Bauern, daß er das Brot angeschnitten hat, nachdem er vorher auf dem Laib drei Kreuze mit dem Messer gemacht hatte als Dank dafür, daß Gott ihnen das tägliche Brot gegeben hat. Das Fleisch stand im allgemeinen dem zu, der am härtesten zu arbeiten hatte. Dies war meist der Vater.
Oft gab es "Grumbirnsterz" aus einer gemeinsamen Schüssel zu essen. Dabei wurde dieser Sterz mit dem Löffel von allen Seiten abgetragen, so daß schließlich nur in der Mitte ein schlanker Turm übrig geblieben war. Jenes Kind, das am meisten gegessen hatte, hatte am meisten abgetragen und der letzte "Grumbirnsterz" stürzte in die Richtung des Kindes. Als Strafe mußte dieses Kind dann am Sonntag zu Hause bleiben und das Haus hüten, während die anderen in die Kirche, ins Dorf gehen durften. Dieser Kirchgang war immer ei besonderes Ereignis.

Geschirr gab es in der Rauchküche sehr wenig: ein bis zwei gußeiserne Töpfe, die mit einem Drahtgeflecht zusammengehalten wurden. Diese Töpfe, ein Kübel und ein Holzschaff standen entweder am Boden oder auf einer einfachen Stellage. Eine Kredenz gab es damals noch nicht.

Der Brunnen

Das Wasser mußte man vom Brunnen holen, aber nicht jedes Haus hatte einen solchen Brunnen. Der "Brunngraber" war ein eigenes Gewerbe. Der Mann grub an einer passenden Stelle, die er mit einer Wünschelrute fand, ein Loch bis hinunter zum Grundwasser. Dieser Schacht wurde mit Ziegelsteinen ausgelegt.

In späterer Zeit hatte schon jedes Haus einen eigenen Brunnen. Nur die "Bergler", am Berg oder an der Talflanke kamen nicht bis zum Grundwasser. Sie mußten dann das Wasser vom Tal zu ihren hochgelegenen Häusern tragen. Die Kühe hatte man im Tal "gwassert". Das Wasser holte man aus dem Brunnen mit einem Kübel, auch an einem Seil, der über eine Rolle gezogen war. Dieser Brunnen, der nicht immer abgedeckt war, war etwas sehr Gefährliches. Viele Kinder sind hineingefallen und ertrunken. Viele nahmen sich auch auf diese Weise das Leben.

Neben jedem Brunnen stand auch der "Grant", das war ein ausgehöhlter Baumstamm, in dem Wasser gegossen wurde. Beim "Wassern" der Kühe standen diese dann nebeneinander beim Grant und tranken ("soffen"). Später hat man dann Pumpen gemacht. Man nannte sie auch "Läutbrunnen". Mit der Hand mußte das Wasser mit einer eisernen Stange heraufgeläutet werden.

Wasserleitungen wurden in den bürgenländischen Dörfern erst nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht.

Walter Dujmovits 

(Fortsetzung folgt)

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Burgenlaendische Gemeinschaft 11/12 1994 Nr.332